Hildesheim galt im Mittelalter als eins der bedeutendsten religiösen und kulturellen Zentren in Norddeutschland. Unter den Bischöfen Godehard und Bernward erlebte die Stadt eine wahre Blütezeit. Die zahlreichen Ausgrabungen erzählen eine belebte Geschichte der Stadtentwicklung und des Alltagslebens in Hildesheim.

Erstmals wurde Hildesheim im Jahre 815 urkundlich als neuer Bischofssitz unter Kaiser Ludwig dem Frommen erwähnt. Nach neuesten archäologischen Erkenntnissen dürfte die Stadt aber viel älter sein. Davon zeugt alleine die geographische Lage an einer viel genutzten Handelsweg zwischen Ost und West. Ausgrabungen weisen auch darauf hin, dass sich bereits im achten Jahrhundert eine Missions- oder Taufkapelle auf dem späteren Domhügel befand. Erster Bischof war vermutlich der aus Reims stammende Kanoniker Gunthar. Der neu errichtete Dom am Hügel bildete letztendlich den Mittelpunkt für eine zunehmende Ansiedelung von Händlern und Kaufleuten.

Stadtgründung im Mittelalter

Im Frühmittelalter erfolgte die Errichtung der Michaeliskirche durch Bischof Bernward um das Jahr 1010. Dies war die Grundlegung für einen zweiten Siedlungsschwerpunkt. Unter seine Amtszeit fällt auch die Erweiterung der Domburg. Zwischen Dom und Michaeliskirche entstand ein dritter Siedlungsbereich, von dem die eigentliche weitere Stadtentwicklung ausging. Dabei handelt es sich um das Gebiet zwischen dem sogenannten „Alten Markt“ und der Bürgerkirche St. Andreas, errichtet vom Stadtpatron und Bischof Godehard.

Rund um St. Andreas entwickelte sich durch Ansiedlung von Handwerkern, Händlern und Bürgern die eigentliche Stadt Hildesheim. Bereits 1167 war Hildesheim eine fast gänzlich ummauerte Marktsiedlung. Das erste Rathaus wurde im Jahre 1217 erwähnt. Um 1249 erhielt die Stadt von Bischof Heinrich I. ein Stadtrechtprivileg mit genau festgelegten Befugnissen des bischöflichen Vogtes.

Neben dieser Altstadt entwickelten sich ab 1196 die bischöfliche Dammstadt und ab 1221 die Neustadt. Beide Ansiedlungen wurden planmäßig gegründet und stellten ein eigenes Gemeinwesen dar. Dammstadt wurde aufgrund ihrer Lage direkt vor dem westlichen Stadttor von Hildesheim als bedrohliche Konkurrenz empfunden. In der Folge wurde der Stadt zu Weihnachten des Jahres 1332 ein gewaltsames Ende bereitet. Auslöser des Konflikts war die Doppelwahl auf den Bischofssitz von Heinrich von Braunschweig-Lüneburg, Kandidat des Domkapitels, und Erich von Schaumburg, Kandidat des Papstes. Ursprünglich unterstützte die Stadt zuerst Heinrich, wechselte danach aber zu Erich, der Versprechungen an Dammstadt abgab. Ob letztendlich die Bürger von Hildesheim oder Erich und seine Gefolgsmannen für den Überfall verantwortlich waren, ist nach wie vor umstritten.

Autonomiebestrebungen

Das gewachsene Selbstbewusstsein der Stadt spiegelte sich in innerstädtischen Streitigkeiten wider. Im Jahre 1300 gaben sich die Bürger ein eigenes Stadtrecht. Dies war ein Zeichen für den Machtverlust des Bischofs. Die Streitigkeiten entzündeten sich 1343 in einer „Revolution“ wegen einer neu eingeführten Steuer. Die selbstbewusste Handwerksgilde wehrte sich gegen die Dominanz der alten Ratsgeschlechter und forderte Beteiligung an der Stadtverwaltung, die ihnen letztendlich zugestanden wurde.

Hildesheim knüpfte fortan enge Beziehungen zum Umland, um sich seinen Status als Stadt abzusichern und Handelsbeziehungen zu fördern.

Das städtische Territorium war im Spätmittelalter noch sehr begrenzt. Die meisten liegenden Flächen waren noch im Eigentum des Klerus. Das erhöhte das Streben der Bürger nach Landbesitz. Wem es möglich war, der erwarb seinen eigenen Grund und Boden und verpachtete diesen weiter. Die Handwerker zogen es vor, vom Bischof Land zu pachten. Dies führte zur Entstehung der Kleingärten, die die Bürger verärgerten, weil sie in der damaligen Zeit meist noch Vieh hielten. Sie verlangten daher die Bereitstellung eigener Weideflächen, die ihnen durch den Hildesheimer Rat gewährt wurde. Allerdings vergrößerte sich der Viehbestand der Bürger schneller, als der Erwerb neuer Weideflächen. Daher kam es im Jahre 1440 zu folgender Regelung: Wer Steuern zahlte, durfte zwei Rinder halten, der Ratmann hingegen drei und der Bürgermeister vier. Ein Weidegeld wurde erst 1493 eingeführt, als die Schulden der Stadt anwuchsen.

Erwähnenswert ist auch noch die Zugehörigkeit von Hildesheim zur Hanse seit Beginn des 13. Jahrhunderts. Enge Beziehungen bestanden mit den Städten Braunschweig und Goslar

Hildesheim im Mittelalter hat eine wahrhaft bewegte Geschichte.